Freitag, 5. Juli 2013

Gewandung im Mittelalter - Teil I -


I. Das Leinenhemd im späten Mittelalter



war ein Bestandteil der Unterwäsche des Herren. Dieses wurde sehr einfach geschnitten und bestand aus Leinen.


Der Schnitt bestand im Wesentlichen aus zwei Rechtecke für die Ärmel, ein Vorder- und Rückenteil und dem "Zwickel", welches zwei kleine Quadrate unter den Ärmeln. Der Halsausschnitt wurde individuell gestaltet, zumeist einfach in runder Form oder eben mit einem eingezogenen Bändchen.

 
Das Leinenhemd im Laufe der Zeit

In rund 1000 Jahren hat sich die Kleidung sehr stark verändert. Im frühen Mittelalter wart das Leinenhemd als Tunika bekannt und reichte in der Länge mitunter bis zum Knie und war in Weite recht ergiebig, je nachdem, wie die Möglichkeiten des Trägers waren, sich genug Leinen zur Herrstellung von Kleidung  beschaffen. Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich die Tunika in Weite und Länge. Sie wurde letztlich im späten Mittelalter enger und kürzer.

Ab dem 14. Jahrhundert war die Entwicklugn der Kleidung durch weitere Faktoren stark beeinflusst. Hier spielten kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche, wie auch umweltbedingte Einflüsse eine große Rolle. Vorallem der höfische Bereich war sehr stark von Nachahmung der Stände und Schichten geprägt.  



Im deutschen späten Mittelalter, dem 15 Jhd. ist es nicht einfach, eine auf unsere Darstellungsregion gute Fundlage zu stoßen. Ursache hierfür ist, dass auf viellerlei Gemälden die Unterwäsche ein eher unsichtbares Kleidungsstück darstellt. Auf einigen, auch farblich abgesetzten Abbildungen sieht man in der gut bürgerlichen Schicht oftmals ein weißes Untergewand hervorscheinen. Vorallem der Bereich des Brustbereiches und an den Ärmeln, welche in der Länge am darübergetragenen Wams hervorschauen, lässt sich dies erkennen. 

Daraus lässt sich interpretieren, dass es sich womöglich nicht nur um den naturalfarbenes oder veredeltes Leinen gehandelt haben muss, also dass dies gebleicht worden ist. Je weißer das Leinen, desto höher ein gesellschaftlicher Wohlstand, so interpretiert man.





Archäologen sind in Schloss Lengberg in Osttirol auf Textilien aus dem 15. Jahrhundert gestoßen. Eine Untersuchung von Faserproben zur Altersbestimmung mit Hilfe der sogenannten Radiokarbonmethode habe ergeben, dass die Stücke etwa zwischen 1440 und 1485 getragen wurden sind.

http://www.uibk.ac.at/urgeschichte/projekte_forschung/textilien-lengberg/mittelalterliche-unterwaesche.html
und auch hier http://www.eyneburg.eu/Forum/viewtopic.php?p=54734 zu sehen



Der Zwickel



Ein Zwickel ist ein Stoffstück, das in eine Naht eingesetzt wird, um dem Träger des Kleidungsstückes mehr Tragekomfort und Bewegungsfreiheit zu geben .  Es dient nicht nur der größeren Bewegungsfreiheit, sondern auch der Bequemlichkeit. Die Erscheinung des Zwickels ist mir in der Form erst ab dem 11 Jhd. bekannt. Im frühen Mittelalter waren die Ärmel zumeist aus einem Stück und je nachdem im Bereich der Oberarme ausgestellter.












Aufwendigkeit der Leinenproduktion

Leinen wird aus Flachs gewonnen. Wer Flachs in der Natur gesehen hat, weiß, dass es eine sehr holzige Pflanze ist. Der Flachs muss aufwendig geerntet und getrocknet werden. Nach der Trocknung wird der Flachs "gebrochen", "geschwungen" und  “gehechelt”, damit die Fasern weich und spinnbar werden. Dies geschied u. a. mit zahlreichen Schlägen eines Knüppels, damit sich der holzige Kern durch die Schläge zerbriht und die faserige Hülle löst. Die Fasern werden wieder und wieder über stetig feinere Kämme solang ausgekämmt, bis sie versponnen werden können.


Was braucht man zur Herstellung eines einfachen Leinenhemdes?


- Papier, Stifte, Lineal etc. zum Zeichnen des Schnittmusters

- je nach Größe des Trägers 2 Meter Leinen,
(Je nachdem könntet kann die genaue Menge berechnet werden, wenn alle Schnittmuster gezeichnet wurden)

Freyja´s Tipps zum Maß nehmen:

- Maße großzügig nehmen, um Bewegungsfreiheit sicher zu stellen
(Die gewünschte Länge, wird meist von Schulter bis knapp übers Knie gemessen,
Die spätere Weite des Umfang sollte um den Brustkorb + 10-20 cm Toleranz messen.
Nach unten erweitert man den Schnitt, sodass er schräg auseinander läuft, für mehr Bewegungsfreiheit)

- beim Halsausschnitt klein anfangen und dann erweitern, bis der Kopf hindurch passt.

- Zwickel sollte für genügend Bewegungsfreiheit mind. 10-15 cm messen, bei stärkeren Männern gern noch etwas mehr.

- Sachen auf links gedreht ruhig am lebenden Objekt abstecken (vorallem im Halsausschnitt von Vorteil)





Vom Unterhemd der Herren zum Untergewand der Damen

Ähnlich dem Leinenhemd für den Mann, wart auch das Unterkleid für die Frau geschnitten. Verlängert man den Schnitt, entsteht die Untergewandung der Frau. Leichte Veränderungen in der Ärmelweite und der Weite der Vorder- und Rückseite sollte man vornehmen. Das Unterkleid für Frauen war in der Regel knöchellang. (Nähanleitungen und Schnittmuster gibt es im Internet ausreichend, so dass ihr einfach mal bei google schauen müsst)

Schnittmuster (im Stoffbruch zugeschnitten)

2 x zugeschnitten front/back

Ärmel zusammengesteckt