Samstag, 15. Juni 2013

Handtasche des Hoch- und Spätmittelalters 12.- 15. Jhd.

Almosenbeutel


Das sind die Handtaschen, die als Aufbewahrungsort für viele kleine Dinge des täglichen Bedarf im Hoch- und im späten Mittelalter getragen worden sind.





Geschichte

Der Name des Beutelchen "Almosen" stellt die biblisch gebotene Freigiebigkeit der Christen für die Bedrüftigkeit dar, die man in zeitgenössischen Bildern und Schriften finden kann.

Diese Beutelchen m. Kenntnis nach bereits ab dem 12. Jhd. existent. Exemplare kamen u. a. auch aus dem arabischen und byzantinischen Raum, jedoch vertreten waren Sie verstärkt in Europa, konkrekt im Mittelmeeraum.

Da es in der damaligen Kleidung keine Taschen gab, wurden diese Taschen oft am Gürtel freihängend getragen. Dies war ein beliebtes Ziel für die sog. "Beutelschneider". 

Ab dem 14. Jhd. wurde das Beutelchen zunehmend für dekorative Zwecke genutzt und auffällig unter der zweiten Oberbekleidung, dem Surcot, der Houppelande oder Schaube getragen. 

Diese Handtaschen sind nicht nur aus alltagsüblichen Stoffen gefertigt, sondern aus Seide sowie aufwendig bestickt gewesen. Damit dienten Sie nicht nur dem praktischen Sinn, sondern auch der Repräsentation.

Aus Textquellen des 12. Jhd. heißt es, dass diese aufwendig gestalteten Taschen auch mit Minneszenen beliebte Liebesgaben waren. Um so aufwendiger und großflächiger, womöglich noch mit Perlen bestickt, konnte man doch jede Frau für sich gewinnen.

Heutzutage muss es schon ein ganzer Taschenladen sein, um einer Frau Liebesgeschenke zu machen. Tjaldur hatte Glück, dass ich bereits so viele Taschen hatte, dass kein Wunsch dahingehend offen blieb.


Anfertigung


Ein eher einfacher Stil, für jeden Tag. Gefertigt aus Wollstoff mit Gleichgratbindung, gefärbt mit Faulbaumrinde. Das Innenleben besteht aus unbehandelm Leinenstoff, genäht mit Leinengarn.



Grundschnitt 2 x zuschneiden




alles vernähen und umstülpen (hier mit Innenfutter aufgesetzt)


Die typischen Quasten und die Schnüre bestehen aus Wolle, welche mit Walnussschale für braun und einer violetten Ton, der mit einer Cochenillefärbung erzielt worden ist.

Beutel und Quasten



 
 
Die Verschlüsse des Beutels sind durch Nestellöcher gezogene Nestelbänder, so dass die Verschlusstechnik wie ein Tunnelzug verwendet wird.





Beutel mit Tunnelzug oben!




Quasten anfertigen



Wickel Wolle über ein kleines Brettchen o. anderen Gegenstand solange, bis die Wunschstärke für das Bommelchen erreicht ist.



Vorsichtig vom Brettchen abstreifen und mit einem Faden am oberen Ende zusammenbinden.





Dann noch hübsch zurechtschneiden und fertig ist eine Quaste.





Freyja´s fertiges Almosenbeutelchen


Eine kleine Empfehlung: 

Ein Aufbewahrungsort für zahlreiche kleine Dinge des täglichen Lebens... Es gibt sie in allen Facetten, ob Oval oder Eckig. Um diese möglichst historisch korrekt zu erstellen, sollte man jedoch Material wählen, was zur Darstellung passt! Auch beachten sollte man, dass die Nähmaschine damals noch nicht erfunden war, so dass es sich gerade hier anbietet, entspannt die einfachen Handnähtechniken anzuwenden.














Mittwoch, 5. Juni 2013

Küchengerät nach einem Osebergfund

Frisch geschmiedet, ein Eisengerät womit man vermutlich Fisch, Fleisch oder auch Brot, sogenanntes Fladbröd gebraten hat. 






Eines von vielen häuslichen Geräten, die im Osebergschiff geborgen worden sind und nunmehr heute unsere Darstellung bereichern. 








Letztlich ist die Kücheneinrichtung der Wikingerzeit mit der heutigen gar nicht vergleichbar, doch zeigt der Praxisversuch, dass ihr Gebrauchswert durch jahrhunderte lange Prüfung gegangen ist und hiernach auch für uns als absolut praktikabel empfunden wird. 




Aber macht euch gern selbst ein Bild.

Das Rezept von Fladbröd ist ebenso einfach: 

350 g Weizenvollkornmehl
150 g Roggenvollkornmehl
1/2 TL Honig
350 ml lauwarmes Wasser 
1/2 TL Salz
4 ES Öl 
soll es etwas aufgehen, dann könnt ihr mit einem Würfel Hefe tricksen, ansonsten bleibt es ein flacher Fladen. 

Für Genießer, verfeinert es gleich gartenfrische Kräuter mit einbringen oder auch Zwiebel/Knoblauch. Alles miteinander vermengen, doch seit mit dem Wasser vorsichtig, dass der Teig nicht zu dünnflüssig wird. Bei Verwendung von Hefe, bitte daran denken, dass der Teig noch etwas Zeit gehen muss... Wenn der Teig schön griffig fest ist, dann einfach eine kleine Kugel formen, plattgedrückt (gern mit Loch in der Mitte) und mit etwas Mehl bestäubt, aufs o. g. Eisen legen und dann übers Feuer. Jedoch nicht ins Feuer! Ist ähnlich wie als wenn man Knüppelkuchen macht... Ein Spaß für die ganze Sippschaft und auch kommunikatives Kochen!

Habt ihr einmal gewendet und sind sie angebräunt von beiden Seiten, dann sind sie fertig für den letzten Schliff. Bestreicht sie mit etwas Öl und je nach Geschmack mit Leinsamen, Sesam, Mohn oder Salz bestreuen.

Aus schaut es fast, wie ein Riesendonut, warum nur das Loch in der Mitte? 

Kein MUSS, aber ein KANN! Die Lagerung des Fladbröd ist typischer Weise hängend möglich, damit kein Ungeziefer diese vor Euch verspeisen kann. Einfach ein Lederband durchfädeln nun Fertig^^

Servieren kann man es als Beilage zu jedweden Gericht! 

Viel Freude beim Fladbröd-Backen!