Donnerstag, 18. Juni 2015

Grubenbrand - Gebrauchskeramik im frühmittelalterlichen Brennverfahren -

Freilichtmuseum Ribe

Keramik überdauert Jahrtausende!

Sie werden zu Hauf gefunden, als Hinterlassenschaften vergangener Zeiteppochen. Keramik vergeht nicht. 




Wir sehen nicht nur irgendwelche Gebrauchskeramik, sondern oft auch geschmückte und kunstvoll verzierte Gefäße, welche in allen Bereichen des Alltagslebens genutzt worden sind. Neben zahlreichen Scherben, die wie ein Puzzel zusammengesetzt werden müssen, um zu erkennen, was es einmal gewesen sein könnte, finden sich auch ganz oft Kultgefäße und Urnen in Gräberfeldern, die erstaunlich gut erhalten sind.

Freilichtmuseum Ribe
Im frühen Mittelalter findet man eine Vielzahl von Formen und Verzierungen. Becher, Kannen und Krüge fand man mit eingeritzte Muster, Stempel-verzierungen, Buckel und Dellen. Manche Gefäße wurden geglättet und poliert, bis sie glänzten. Gebrauchskeramik, wie Töpfe wurden auch oft einfach belassen. Kultgefäße oder hochwertige Handelsware wurden sogar mit silber verziert. 


Über die Keramik in den Zeiteppochen kann man viel Literatur darüber finden, in welchem Jahrhundert und in welcher Gegend etwas typisch war. Keramik sagt uns auch viel darüber, wie die Handelswege damalig verliefen. 

Um Keramik stabil und haltbar zu machen, muss sie durchs Feuer gehen.

Anhand der Funde konnte man Rückschlüsse ziehen, wie die Keramik durchs Feuer gegangen ist. Spuren von Asche und andere Einschlüsse an Gefäßen geben Aufschluss, dass eines der Brennverfahren im offenen Feuer, als sog. Grubenbrand, erfolgt sein muss.
 

Wir haben in unserer Sippe und Freunden das Experiment des Grubenbrands erfolgreich durchgeführt und möchten Euch heute daran teilhaben lassen. 


1. Arbeitsschritt: Gefäße müssen geformt werden


Auch wenn es die Töpferscheibe bereits gab, haben wir uns - wegen unserer örtlichen Darstellung - dazu entschieden, keine zu verwenden und unsere Gefäße "aus dem Vollen zu treiben" und/oder mit der Platten- und Wulsttechnik (bei uns auch Wursttechnik genannt) langsam so aufzubauen, dass ein Gefäß entsteht. 


Auch das will geübt sein...wir haben uns hier einfach im Vorfeld mal professionelle Hilfe bei einer Töpfermeisterin gesucht. 
Töpferkurs bei einer Meisterin

Das Töpfergut muss nun noch etwas ruhen und trocknen, um überhaupt für den Grubenbrand infrage zu kommen.

2) Grube ausheben 
- die Größe der Grube richtet sich nach der Masse der zu brennenden Keramik
 - Grasnarbe ausstechen und gut aufbewahren
- Grube sollte mind. 80 cm tief sein


3) Glutbett in der Grube
- Grube befeuern, so dass ein gleichmäßiges Glutbett entsteht
- Verwendung von Hartholz (Buchenholz) wird empfohlen




- Gefäße an den Rand der Grube platzieren, so dass diese sich langsam erwärmen










4) Gefäße in die Grube stellen

- wenn das Glutbett langsam heruntergebrannt ist und man mit der Hand in einem Abstand zum Glutbett halten kann, ist es soweit. 



- Gefäße vorbereitend mit Sägespänen befüllen
- Mit Hartholz einen kleinen Abstandhalter zum Glutbett einbasteln

- Gefäße in guten Abstand zueinander in die Grube geben


 
- Zwischenräume mit Spänen und kleinen Holzscheiten auffüllen




5) Brennvorgang

- Keramik mit Holzspänen und kleinen Scheiten voll bedecken
- sobald das Feuer hochheizt, sollte die Grube verschlossen werden (einen kleinen Lüftungskanal sollte man für die kontrollierte Zufuhr von Sauerstoff einkalkulieren)
 
 
- Grasnarben darauf legen (im Inneren schwehlt der Brand)







Achtung! Es darf nicht zu viel Sauerstoff in die Grube geraten. Da das Erdreich nachgibt, können sich immer wieder Risse auftun, die dann mit Erde aufgeschüttet werden müssen!  


6) Zeit braucht´s




- am dritten Tag hat sich die Grube beruhigt und das Erdreich ist so warm, dass man mit der bloßen Hand graben kann. 



 
- langsam haben wir die Grube geöffnet und die Gefäße langsam ausgegraben






Achtung! Die Gefäße könnten heiß sein, achtet darauf, dass sie sich langsam abkühlen. 







7) Ergebnis unseres Sippen-Experiment´s

Bei uns ist das Experiment mit 7 zerbrochenen und 33 erhaltenen Stücken geglückt. 






Es empfielt sich, genau zu notieren, wieviele Stücke man in die Grube zum brennen gegeben hat. Die Prozedere des Ausgrabens ähnelt einer archeologischen Ausgrabung, man weiß nie, ob man alle Stücke gefunden hat.


Des Weiteren sollte man beim Ausgraben auch daran denken, dass in dieser Grube feinste Holzkohle hergestellt wurde. Diese kann man aufbewahren und für andere Handwerke sehr gut verwenden. 







Montag, 15. Juni 2015

Videodreh zu dem Song “Euch zum Geleit” mit Schandmaul

Im Januar 2014 erschien das neue Album von Schandmaul "Unendlich". Zu diesem Anlass hatten wir Gelegenheit haben wir beim Videodreh einen großen Auftritt gehabt. 


Bild Internet: www.Schandmaul.de
 
Zeitiges Aufstehen für einen langen Drehtag in der Sächsischen Schweiz. Wir wussten nicht was auf uns zukommt. Am Treffpunkt sammelte uns ein Mitarbeiter des Filmteams auf und brachte uns zum Set. Am Set angekommen wart ein reichlich gedeckter Frühstückstisch. 

Zwei Bisse vom Brötchen und schon gabs Feuer...Maske! Schnell wir müssen zur ersten Szene. Stress so ein Leben am Set. 


War die Maske erstmal angelegt, gings zu einem spannenden Aufsieg bis auf ein Felsenplateau. Der Nebel des Morgens stieg so langsam aus den Wäldern.

Wir wurden in Gruppen eingeteilt und dann ging es los. Kurze Anweisung von der Regie und Action.


Einzelszene

Paarweise Wanderung von Tjaldur

Szene am Kuhstall... Nebel und Kamera und Action!

Die Band selbst war vor Ort um den Darstellern beizustehen.
Höhlenmaschine für Nebel mit ohrenbeteäubendem Lärm
 



Szene Rast auf einem Plateau

Gefühlte 100 Brote haben wir gebrochen und gegessen. Künstlicher Nebel war nix für zarte Nasen. Gut das keiner versehentlich im Nebel den Halt verlor.  

 














Die Pausen haben wir effektiv damit genutzt, uns etwas die Zeit zu vertreiben. Während im Hintergrund hart gearbeitet wird, wird hinter der Kamera Quatsch gemacht.






Hoch oben wird gedreht! Hier muss man Fit sein!




Gemütlich konnte er seinen Hobbit Wanderweg auf einer steinernen Treppe nehmen.


Immer wiederholen, bis es perfekt ist!


Noch letzte Vorbereitung für die Schlussszene. Die Puppe wird noch prepariert und auf den vorbereiteten Scheiterhaufen gelegt.  




Nun musste es schnell gehen! Sonnenuntergang...alle Darsteller ans Set. Kamera Action!



Entzünden des Feuers. Die Stimmung ist unbeschreiblich. Echte Tränen floßen von allein. 



 

Fertiges Video kann man nun hier sehen!


hier gehts zum Video "Euch zum Geleit" von Schandmaul 


Ein herzliches Dankeschön dem Filmteam, die Darstellerkollegen und Paula Heroldin für diese tollen Eindrücke und Momente. Ein besonderes Dankeschön an die Band Schandmaul für diesen wunderschönen Song.

Freitag, 12. Juni 2015

Skjoldehamn-Gugel aus Norwegen

Es ist oft schwer in unserer Darstellungszeit ausreichend Informationen über Textile und Tracht zu erhalten. Oft können wir nur mit kleinen Fragmenten rechnen, die sich über die Jahrhunderte in Gräbern, Äckern und Mooren erhalten haben, aus denen man sicherlich viel wissenswertes über Webtechnik, Garne und deren Spinnweiße oder auch vereinzelt Nahtverbindungen entnehmen kann, jedoch nicht, wie das große Ganze ausgesehen haben könnte. 

So ist dem Universitätsmuseum Tromsø in Norwegen ein einzigartiger Fund gelungen. 

Das Moor gab eine "Gugel" nebst Skelettteilen, in einer Decke eingewickelt frei, welche bemerkenswert erhalten waren. Erste Datierungsversuche ordneten die "Gugel" in das 15 Jhd. ein. Erst durch weiteres Bemühen konnte man anhand der Knochen die zeitliche Datierung auf eine Zeit zwischen 1000 und 1210 Jhd. rückschließen. 

Die "Gugel" von Skjoldehamn, wird zur samischen Siedlungsgeschichte eingeordnet, welche an der Küste Nordlands siedelten. 


Einen schönen Bericht darüber kann man auch hier nachlesen:

http://www.julia-keil.de/files/ma_kapitel1.pdf 


Der Schnitt:

Ich habe gelernt, dass ich das Rad nicht neu erfinden muss, wenn es schon erfunden ist. Daher wäre ich sicher eine Kanidatin unter vielen die sich die Arbeit macht, um Schnittmuster aufzumalen. 

Ich hingegen probiere diverse bestehende Schnittmuster aus und vergleich sie. Eines was mir recht gut geholfen hat, habe ich hier gefunden:

http://kjarni-willison.de/wp-content/uploads/2015/04/Gugel-Skjoldehamn.pdf




Bitte unbedingt beachten!

Bitte passt bei den Maßen etwas auf, dass ihr Eure Schulterpartie wirklich vermesst, damit die Gugel nachher richtig passt. 

Ein Trick!
Wenn man das Rechteck in einem Stück (quasi im Stoffbruch näht und unten das Stück für den Einsatz des Vierecks aufschneidet, spart man sich Zeit/Nähte, die immer auch Schwachstellen an Kleidungsstücken sind. 

Wärme und Wasserabweisend wird garantiert, da ich die Gugel zweifach genäht habe und auf links verstürzt, so dass diese doppelt so dick ist. 

Ich verwende dafür ausschließlich pflanzlich gefärbten Wollstoff. .




Teile zugeschnitten und gelegt wie sie letztlich dran sollen

Seite am Stoffbruch soweit aufscheniden das Keil eingesetzt werden kann
Anstecken und Gesichtseinschnitt aufmalen



Detailansicht Gesichtsausschnitt
Alles zusammennähen und Gesichtseinschnitt aufschneiden. (Da ich unterfüttert habe vorm Aufschneiden unbedingt beide Teile der Gugel aufeinander bringen)

Unterseite noch Nahtkante versäubern
bei der übereinandergestürzten Variante empfielt sich diese Variante
Gesichtsausschnitt versäubern





 
Naht, ähnlich einem kleinen Hahnenkamm, aufsetzen die auf Fund aus ungeklärtem Grund sich befindet. Des Weiteren im Nacken noch ein kleines Bändchen aufnähen.






fertig!