Samstag, 9. November 2013

englische Renaissance, Fertigung eines Tudor-Gewandes - Teil I -


Renaissance (hier von 1520 bis 1555)


Renaissance wird abgeleitet von "Rinascimento", auch "Wiedergeburt", also die Wiedergeburt antiker Ideale bedeutet. Die Persönlichkeit des Menschen rückte in den Mittelpunkt. 
Menschen lösten sich vom mittelalterlichem Denken und  setzten sich bewusst über kirchliche Lehren hinweg.
Eine Zeit der Erforschung von natürlichen Gesetzmäßigkeiten und des Bürgertums, welches immer weiter die wirtschaftliche, wie auch politische Macht übernahm. Künstler begannen ihre Umfeld neu zu entdecken, in dem sie Mathematik, Anatomie und Mechanik neu definierten. Reformen und bedeutenste Bauwerke entstanden. 

Die Mode dieser Zeit war zweifellos kreativ und bunt. Es gab keine einheitlichen Schnitte und keine Begrenzung in Farben. Individualität der eigenen Persönlichkeit. Man wollte sich von der Masse abheben, sich präsentieren und damit an Einfluss und Ansehen gewinnen.  Somit verwendete man Stoffe, wie Damast, golddurchwirkte Brokate, farbigen Samtstoff sowie Seide in allen Farben und Kombinationen. 

Die Renaissance teilte sich in verschiedene Phasen der Früh-, Hoch- und Spätrenaissance. Doch mein Blog ist kein Geschichtsnachschlagewerk, so dass ich mich um die Zeit ab 1520 bis 1555 befasse. 


Foto ist von: Marko Förster - beim Weesensteiner Mittelalterfest 2013

 

Fertigung eines Tudor-Gewandes


Was gehört alles dazu? 
- Untergewand
- Reifrock
- Überrock
- Schnürrbrust
- Kirtle
- Übergewand
- Cotta mit oder ohne Schleppe 
- Armzier
- Partlet
- French-Hood
- Geschmeyde
- Schuhe






Wo bekomme ich Schnittmuster?

Ich persönlich nutze aktiv den Tudor-Tailor.

http://www.tudortailor.com/patternshop.html

Zu beachten ist hierbei, dass alle Schnittmuster noch auf die Größen hochzuskalieren sind. Die Schwierigkeit dabei ist das INCH-Maß. Hierzu folgte ich den Tipp einer Freundin, einfach ein A3 Blatt als ein Raster in INCH zu benutzen und die Schittmuster erstmal 1:1 abzuzeichnen um sie dann in Weite und Länge auf mein Körpermaß zu erweitern oder eben zu verkürzen.








Alternative Seiten, wo man Schnittmuster erwerben kann:

http://www.neheleniapatterns.com/html/body_tudor.html



Andere Blogs zur Fertigung Tudor-Gewänder:






Recherche ist alles! 


Seiten die man unbedingt hinzuziehen sollte:




Typisch für die Zeit!


- faltenreiche bodenlange Röcke, die besonders weit geschnitten waren

- Miederoberteile sind körpernah geschnitten und mit großem Ausschnitt versehen. Nacken und Schulter durften dabei frei bleiben. Auf zahlreichen Abbildungen der Frührenaissance wird die Körperform sehr natürlich dargestellt, so dass man vemutet, dass die eingearbeitete Verstärkungen eher gering war. 

- Verschlüsse waren Schnürungen mit Kordeln, die vorn und hinten sein konnten




- Haare wurden gebunden oder offen getragen. Individuell verziert mit Perlenschnüren, dem Haarnetz oder Schleiern. Um die Frisur voller erscheinen zu lassen, füllte man die Haarenetze auch mit Wolle aus. Haare wurden sogar gefärbt. 


- Perlen und Edelsteine! Medaillons, Perlenketten mit und ohne Anhänger, Ketten mit emaillierten Perlen, sowie goldene Gliederketten waren typisch für diese Zeit.


Fächer aus Straußenfedern

 

So sieht man uns dann auch hier und da in der Öffentlichkeit: 




Rollenspiel Hoftag 2014


Foto von
Stefan Mundus-Weichert

Werbellin Mittelaltermarkt 2013
Foto von Mara von Werbelin

 





Freitag, 5. Juli 2013

Gewandung im Mittelalter - Teil I -


I. Das Leinenhemd im späten Mittelalter



war ein Bestandteil der Unterwäsche des Herren. Dieses wurde sehr einfach geschnitten und bestand aus Leinen.


Der Schnitt bestand im Wesentlichen aus zwei Rechtecke für die Ärmel, ein Vorder- und Rückenteil und dem "Zwickel", welches zwei kleine Quadrate unter den Ärmeln. Der Halsausschnitt wurde individuell gestaltet, zumeist einfach in runder Form oder eben mit einem eingezogenen Bändchen.

 
Das Leinenhemd im Laufe der Zeit

In rund 1000 Jahren hat sich die Kleidung sehr stark verändert. Im frühen Mittelalter wart das Leinenhemd als Tunika bekannt und reichte in der Länge mitunter bis zum Knie und war in Weite recht ergiebig, je nachdem, wie die Möglichkeiten des Trägers waren, sich genug Leinen zur Herrstellung von Kleidung  beschaffen. Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich die Tunika in Weite und Länge. Sie wurde letztlich im späten Mittelalter enger und kürzer.

Ab dem 14. Jahrhundert war die Entwicklugn der Kleidung durch weitere Faktoren stark beeinflusst. Hier spielten kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche, wie auch umweltbedingte Einflüsse eine große Rolle. Vorallem der höfische Bereich war sehr stark von Nachahmung der Stände und Schichten geprägt.  



Im deutschen späten Mittelalter, dem 15 Jhd. ist es nicht einfach, eine auf unsere Darstellungsregion gute Fundlage zu stoßen. Ursache hierfür ist, dass auf viellerlei Gemälden die Unterwäsche ein eher unsichtbares Kleidungsstück darstellt. Auf einigen, auch farblich abgesetzten Abbildungen sieht man in der gut bürgerlichen Schicht oftmals ein weißes Untergewand hervorscheinen. Vorallem der Bereich des Brustbereiches und an den Ärmeln, welche in der Länge am darübergetragenen Wams hervorschauen, lässt sich dies erkennen. 

Daraus lässt sich interpretieren, dass es sich womöglich nicht nur um den naturalfarbenes oder veredeltes Leinen gehandelt haben muss, also dass dies gebleicht worden ist. Je weißer das Leinen, desto höher ein gesellschaftlicher Wohlstand, so interpretiert man.





Archäologen sind in Schloss Lengberg in Osttirol auf Textilien aus dem 15. Jahrhundert gestoßen. Eine Untersuchung von Faserproben zur Altersbestimmung mit Hilfe der sogenannten Radiokarbonmethode habe ergeben, dass die Stücke etwa zwischen 1440 und 1485 getragen wurden sind.

http://www.uibk.ac.at/urgeschichte/projekte_forschung/textilien-lengberg/mittelalterliche-unterwaesche.html
und auch hier http://www.eyneburg.eu/Forum/viewtopic.php?p=54734 zu sehen



Der Zwickel



Ein Zwickel ist ein Stoffstück, das in eine Naht eingesetzt wird, um dem Träger des Kleidungsstückes mehr Tragekomfort und Bewegungsfreiheit zu geben .  Es dient nicht nur der größeren Bewegungsfreiheit, sondern auch der Bequemlichkeit. Die Erscheinung des Zwickels ist mir in der Form erst ab dem 11 Jhd. bekannt. Im frühen Mittelalter waren die Ärmel zumeist aus einem Stück und je nachdem im Bereich der Oberarme ausgestellter.












Aufwendigkeit der Leinenproduktion

Leinen wird aus Flachs gewonnen. Wer Flachs in der Natur gesehen hat, weiß, dass es eine sehr holzige Pflanze ist. Der Flachs muss aufwendig geerntet und getrocknet werden. Nach der Trocknung wird der Flachs "gebrochen", "geschwungen" und  “gehechelt”, damit die Fasern weich und spinnbar werden. Dies geschied u. a. mit zahlreichen Schlägen eines Knüppels, damit sich der holzige Kern durch die Schläge zerbriht und die faserige Hülle löst. Die Fasern werden wieder und wieder über stetig feinere Kämme solang ausgekämmt, bis sie versponnen werden können.


Was braucht man zur Herstellung eines einfachen Leinenhemdes?


- Papier, Stifte, Lineal etc. zum Zeichnen des Schnittmusters

- je nach Größe des Trägers 2 Meter Leinen,
(Je nachdem könntet kann die genaue Menge berechnet werden, wenn alle Schnittmuster gezeichnet wurden)

Freyja´s Tipps zum Maß nehmen:

- Maße großzügig nehmen, um Bewegungsfreiheit sicher zu stellen
(Die gewünschte Länge, wird meist von Schulter bis knapp übers Knie gemessen,
Die spätere Weite des Umfang sollte um den Brustkorb + 10-20 cm Toleranz messen.
Nach unten erweitert man den Schnitt, sodass er schräg auseinander läuft, für mehr Bewegungsfreiheit)

- beim Halsausschnitt klein anfangen und dann erweitern, bis der Kopf hindurch passt.

- Zwickel sollte für genügend Bewegungsfreiheit mind. 10-15 cm messen, bei stärkeren Männern gern noch etwas mehr.

- Sachen auf links gedreht ruhig am lebenden Objekt abstecken (vorallem im Halsausschnitt von Vorteil)





Vom Unterhemd der Herren zum Untergewand der Damen

Ähnlich dem Leinenhemd für den Mann, wart auch das Unterkleid für die Frau geschnitten. Verlängert man den Schnitt, entsteht die Untergewandung der Frau. Leichte Veränderungen in der Ärmelweite und der Weite der Vorder- und Rückseite sollte man vornehmen. Das Unterkleid für Frauen war in der Regel knöchellang. (Nähanleitungen und Schnittmuster gibt es im Internet ausreichend, so dass ihr einfach mal bei google schauen müsst)

Schnittmuster (im Stoffbruch zugeschnitten)

2 x zugeschnitten front/back

Ärmel zusammengesteckt









Samstag, 15. Juni 2013

Handtasche des Hoch- und Spätmittelalters 12.- 15. Jhd.

Almosenbeutel


Das sind die Handtaschen, die als Aufbewahrungsort für viele kleine Dinge des täglichen Bedarf im Hoch- und im späten Mittelalter getragen worden sind.





Geschichte

Der Name des Beutelchen "Almosen" stellt die biblisch gebotene Freigiebigkeit der Christen für die Bedrüftigkeit dar, die man in zeitgenössischen Bildern und Schriften finden kann.

Diese Beutelchen m. Kenntnis nach bereits ab dem 12. Jhd. existent. Exemplare kamen u. a. auch aus dem arabischen und byzantinischen Raum, jedoch vertreten waren Sie verstärkt in Europa, konkrekt im Mittelmeeraum.

Da es in der damaligen Kleidung keine Taschen gab, wurden diese Taschen oft am Gürtel freihängend getragen. Dies war ein beliebtes Ziel für die sog. "Beutelschneider". 

Ab dem 14. Jhd. wurde das Beutelchen zunehmend für dekorative Zwecke genutzt und auffällig unter der zweiten Oberbekleidung, dem Surcot, der Houppelande oder Schaube getragen. 

Diese Handtaschen sind nicht nur aus alltagsüblichen Stoffen gefertigt, sondern aus Seide sowie aufwendig bestickt gewesen. Damit dienten Sie nicht nur dem praktischen Sinn, sondern auch der Repräsentation.

Aus Textquellen des 12. Jhd. heißt es, dass diese aufwendig gestalteten Taschen auch mit Minneszenen beliebte Liebesgaben waren. Um so aufwendiger und großflächiger, womöglich noch mit Perlen bestickt, konnte man doch jede Frau für sich gewinnen.

Heutzutage muss es schon ein ganzer Taschenladen sein, um einer Frau Liebesgeschenke zu machen. Tjaldur hatte Glück, dass ich bereits so viele Taschen hatte, dass kein Wunsch dahingehend offen blieb.


Anfertigung


Ein eher einfacher Stil, für jeden Tag. Gefertigt aus Wollstoff mit Gleichgratbindung, gefärbt mit Faulbaumrinde. Das Innenleben besteht aus unbehandelm Leinenstoff, genäht mit Leinengarn.



Grundschnitt 2 x zuschneiden




alles vernähen und umstülpen (hier mit Innenfutter aufgesetzt)


Die typischen Quasten und die Schnüre bestehen aus Wolle, welche mit Walnussschale für braun und einer violetten Ton, der mit einer Cochenillefärbung erzielt worden ist.

Beutel und Quasten



 
 
Die Verschlüsse des Beutels sind durch Nestellöcher gezogene Nestelbänder, so dass die Verschlusstechnik wie ein Tunnelzug verwendet wird.





Beutel mit Tunnelzug oben!




Quasten anfertigen



Wickel Wolle über ein kleines Brettchen o. anderen Gegenstand solange, bis die Wunschstärke für das Bommelchen erreicht ist.



Vorsichtig vom Brettchen abstreifen und mit einem Faden am oberen Ende zusammenbinden.





Dann noch hübsch zurechtschneiden und fertig ist eine Quaste.





Freyja´s fertiges Almosenbeutelchen


Eine kleine Empfehlung: 

Ein Aufbewahrungsort für zahlreiche kleine Dinge des täglichen Lebens... Es gibt sie in allen Facetten, ob Oval oder Eckig. Um diese möglichst historisch korrekt zu erstellen, sollte man jedoch Material wählen, was zur Darstellung passt! Auch beachten sollte man, dass die Nähmaschine damals noch nicht erfunden war, so dass es sich gerade hier anbietet, entspannt die einfachen Handnähtechniken anzuwenden.














Mittwoch, 5. Juni 2013

Küchengerät nach einem Osebergfund

Frisch geschmiedet, ein Eisengerät womit man vermutlich Fisch, Fleisch oder auch Brot, sogenanntes Fladbröd gebraten hat. 






Eines von vielen häuslichen Geräten, die im Osebergschiff geborgen worden sind und nunmehr heute unsere Darstellung bereichern. 








Letztlich ist die Kücheneinrichtung der Wikingerzeit mit der heutigen gar nicht vergleichbar, doch zeigt der Praxisversuch, dass ihr Gebrauchswert durch jahrhunderte lange Prüfung gegangen ist und hiernach auch für uns als absolut praktikabel empfunden wird. 




Aber macht euch gern selbst ein Bild.

Das Rezept von Fladbröd ist ebenso einfach: 

350 g Weizenvollkornmehl
150 g Roggenvollkornmehl
1/2 TL Honig
350 ml lauwarmes Wasser 
1/2 TL Salz
4 ES Öl 
soll es etwas aufgehen, dann könnt ihr mit einem Würfel Hefe tricksen, ansonsten bleibt es ein flacher Fladen. 

Für Genießer, verfeinert es gleich gartenfrische Kräuter mit einbringen oder auch Zwiebel/Knoblauch. Alles miteinander vermengen, doch seit mit dem Wasser vorsichtig, dass der Teig nicht zu dünnflüssig wird. Bei Verwendung von Hefe, bitte daran denken, dass der Teig noch etwas Zeit gehen muss... Wenn der Teig schön griffig fest ist, dann einfach eine kleine Kugel formen, plattgedrückt (gern mit Loch in der Mitte) und mit etwas Mehl bestäubt, aufs o. g. Eisen legen und dann übers Feuer. Jedoch nicht ins Feuer! Ist ähnlich wie als wenn man Knüppelkuchen macht... Ein Spaß für die ganze Sippschaft und auch kommunikatives Kochen!

Habt ihr einmal gewendet und sind sie angebräunt von beiden Seiten, dann sind sie fertig für den letzten Schliff. Bestreicht sie mit etwas Öl und je nach Geschmack mit Leinsamen, Sesam, Mohn oder Salz bestreuen.

Aus schaut es fast, wie ein Riesendonut, warum nur das Loch in der Mitte? 

Kein MUSS, aber ein KANN! Die Lagerung des Fladbröd ist typischer Weise hängend möglich, damit kein Ungeziefer diese vor Euch verspeisen kann. Einfach ein Lederband durchfädeln nun Fertig^^

Servieren kann man es als Beilage zu jedweden Gericht! 

Viel Freude beim Fladbröd-Backen!
 

Donnerstag, 30. Mai 2013

Licht im Mittelalter für ein ambientisch beleuchtetes Lager

 
Licht, zum Überleben war es damals wichtig. 

Was brachte im frühmittelalter Licht, wenn sich der Tag dem Ende neigte? 

Die wohl denkbar wichtigste Licht- und Wärmequelle war das Feuer. Auch wenn man zur damaligen Zeit einen anderen Lebensrythmus hatte und mit den Tageszeiten aufstand und zu Bett ging, benötigte man ergänzend zum Herdfeuer auch andere Lichtquellen. 

Andere Bevölkerungskulturen (Römer) wissen wir, dass diese Wachs als Leuchtmittel ab dem 1 Jhd. nutzten und mit Talg und Pech modifizierten, um die Brenndauer zu verlängern. Die Agypter nutzten Bienenwachs zur Herstellung von Salben und zur Mumifizierung, u.s.w.

Die ältesten Funde in Skandinavien Dänemark und Norwegen datieren auf  Ende des 10 Jhd. und damit nach der Christianisierung.  Im Christentum war die Biene ein Symbol der Jungfräulichkeit, weshalb bis zur Reformation nur Bienenwachskerzen lediglich in Kirchen brennen durften. Da mit der Ausbreitung des Christentums auch der Wachsbedarf für Kerzen anwuchs, war Bienenwachs späteren Mittelalter ein gar kostbares und äußerst teures Gut, welches der Kirche und dem Adel vorbehalten war. 

Bienenwachs in unserer Darstellungszeit 9.-10. Jhd. wohl eher als dazu genutzt worden, Nähte abzudichten und Garne einzuwachsen um sie dadurch beständiger zu machen. 


Gefäße mit Talg, als Leuchtmittel 

 

Ein ngiges und bezahlbares Leuchtmittel bildeten kleine Gefäße mit Rindernierenfett oder Hammeltalg gefüllt, bestückt mit Dochten aus Garn.

In Skandinavien (u. a. Trondheim, Lund) fand man Schalen aus Speckstein.







Eine eiserne Schalenlampen aus einem Oseberg-Grab aus der ersten Hälfte des 9. Jhd. bekannt.Ihre Abmaße sind in der Bodenspieß mit 86 cm, Schalendurchmesser 16 cm.


In Haithabu sind getöpftere Schalen bekannt, die vermutlich als Schalenlampe genutzt worden sind. (Bildquelle: www.fjoelskylda.de/realia/Licht.html)






Diese eiserne Schalenlampe haben wir auch für unsere Darstellung rekonstruiert und verwenden Sie zur Beleuchtung unseres Lagers.






Befüllt wird sie mit Rindertalg. Hierzu fertige man einfach aus Speckstein eine Schale an, lege einen Docht hinein und hole beim Fleischer um die Ecke etwas Rindertalg.
Die Brenndauer ist im Gegensatz zu Kerzenwachs erheblich länger. Beachten sollte man, dass die Schale sehr heiß wird. Also sollte man sie auch entsprechend positionieren.  



 

Visby-Laternen

Damit ist es für uns eindeutig, dass für unsere Darstellungszeit eine Laterne, wie die Visby-Laterne, keinen Einsatz gefunden haben kann. Und doch ist sieht man Sie oft und zahlreich vertreten in frühlmittelalterlichen Lagern. Dies hat eher einen praktischen Grund. Denn zeitlich ist die Visby-Laterne unseres Wissens nach nicht dem Frühmittelalter zuordenbar.  Jedoch finden wir ähnliche Lampenarten immer wieder auf Abbildungen späterer Eppochen


Folgende Materialien haben wir in unserer Rohhautlaterne verarbeitet:

- Holzrest für Boden und Deckel und Kerzenauflage
- einen gesammelten Ast für die Rundhölzer
- einen dünneren Ast für die Keile
- einen großen Hundekauknochen aus dem Zooladen 
- Garn zum Zusammennähen der Rohaut  
- einen geschmiedeten Nagel  für Kerzenauflage




Brandschutz ist uns natürlich wichtig. Gerade vor dem Hintergrund dessen, man mit solch brennbaren Materialien umgeht, sollte man sie nie ohne Aufsicht im Lager nutzen. 






 



   

Mittwoch, 30. Januar 2013

Truhenbau


Nun haben wir uns dem Truhenbau gewidmet.

Gerade in unserer Darstellungszeit waren Truhen kein seltener Fund, so dass man sich hier ganz gute Anregungen leicht holen kann. Oftmals sind auch die Beschläge von Truhen noch gut erhalten, so wie  nach dem Funden Oseberg in Gotland (Mästermyr), Birka (Grab Nr. 845, 639) sowie York gefunden. Einschlägige Fachliteratur und Aufzeichnungen sind hinreichend publiziert und müssen hier nicht noch extra aufgeführt werden.



Die Truhe aus dem Hafen von Haithabu: 

 

Die Originaltruhe misst nach Grabfund, 52 x 23 x 27 cm und besteht aus Eichenbohlen. Das Schloss ist leider nicht mehr erhalten. Da in der Wikingerzeit etliche Truhen gefunden worden sind, kann man aber die Schlösser sowie Beschläge auch gut von Befunden aus Oseberg rekonstruieren.
 
Was beinhalteten solche Truhen? 

Nun sie sind das, was in der heutigen Zeit unser Reisekoffer für uns ist. Sie beinalteten all das, was ein Seereisender so an persönlichen Hab und Gut bei sich hatte und brauchte. Im Gegensatz zu einem einfachen Leinenbeutel schützte die Truhe nicht nur die Gegenstände ganz gut vor äußeren Einflüssen, sondern fungierte vermutlich auch als praktische Ruderbank/Sitzgelegenheit und als Transportvorrichtung einer verstorbenen Person.


Möchte man nun gerne seine eigene Tuhe bauen, ist dies für manch einen eine Herausforderung. Eine ganz praktische Bauanleitung findet man im Netz: http://www.hjortviking.de.tl/Bau-einer-Wikitruhe.htm

Unsere Rekonstruktion einer Haithabu-Truhe 


Rohmaterial zugeschnitten
alle Seiten mit Nägeln verbunden
Verzierung an Truhe gebracht und eine Lasur aufgebracht
Beschläge aufgebracht
Fertige Truhe
Der Verschluss der Truhe stellt keine Replik dar und ist lediglich an das Original angelehnt.


Truhe 2 aus Holzresten mit geschmiedeten Beschlägen 

 



 

Ganz praktisch und eine gute Alternative zur Holztruhe sind auch diese größeren Weidenkörbe und Kiepen!

 

Restauration einer Truhe aus dem 18 Jhd. (Dachbodenfund)

 

Dieses Schmuckstück fanden wir auf einer Besichtigung einer alten Schmiede auf dem Dachboden. Der Container stand schon bereit für die Entsorgung. Diese Aussteuertruhe von 1774 war rot lackiert. 

Durch vorsichtiges abarbeiten der roten Farbschicht, verbarg sich eine schöne hellblaue Farbschicht darunter. Erst als diese abgetragen wurde, kam diese wundervolle Malerrei zum Vorschein.

Leider konnte diese Malerrei nicht erhalten werden! 

Die Truhe befindet sich heute in einem mit Öl gebeizten Zustand und wird noch weitere Jahrhunderte überleben.


Restauration einer Truhe des frühen 19 Jhd.


Solch wundervolle Packwunder erhält man auf den örtlichen Flohmärkten. Nur sollte man darauf achten, dass diese nicht so wurmzerfressen isa man sonst nicht lange Freude daran hat. Des Weiteren muss man gut acht geben und sich im Preis nicht überrumpeln lassen. Hier benötigt man nur bissel Verhandlungsgeschick. 



Vorher
nachher
Sie war natürlich vollkommen runter. Die Truhenbänder sind aus Eisen und wurden entrostet und geschwärzt. Die Bodenplatte war vom Wurm total zerfressen und wurde komplett ausgewechselt. Der Truhenverschluss ist nicht mehr erhalten. Hierfür hat Tjaldur einen neuen angefertigt. Der Truhenrumpf bekam eine Plege und einen neuen Anstrich und schon erstahlt eine alte Truhe im neuem Glanz!